Um 7:30Uhr war ich startklar und verließ meine Herberge. Ich brachte dem 'Gardien' den Schlüssel zurück und stieg ein, in die nächste Etappe.
Es ging nur aufwärts, in Kehren durch den Wald. Nach anstrengendem Aufstieg und mehreren Pausen, erreichte ich um 10:45Uhr den 'Col de Messicella'.
'Col de Missicella' |
Von hier ging es nun wieder abwärts. Der aus uralten Kastanien und Kiefern bestehende Wald sah aus, wie frisch umgepflügt, deshalb war der Pfad oft kaum zu erkennen. Die vielen Schweine haben hier ganze Arbeit geleistet und den Boden total aufgewühlt. Mehrmals traf ich auf diese 'halbwilden' Tiere, die aber immer schnell das Weite suchten, als sie mich hörten. Kurz vor 'Guagno' kommt man zu einer Brücke, überquert hier einen Bach und muss dann noch einmal ein Stück bergauf.
'Guagno' |
Um 12:00Uhr begrüßten mich die Kirchenglocken von 'Guagno'. Vorbei an der Kirche, kommt man auf die Hauptstraße, wo die 'Gite d'etape' schon ausgeschildert war. Es gibt hier im Ort sogar einen kleinen Laden, in dem es fast alles zu kaufen gab.
Dorfladen |
Gite d'etape von 'Guagno' |
Von der Hauptstraße, gegenüber der Kirche, ging es eine Treppe hinunter zur 'Gite'. Die Herberge war sehr gut ausgestattet. Oben gab es zwei große Schlafräume mit guten Etagenbetten. Unten waren die Waschräume mit Duschen und Toiletten. Der große Aufenthaltsraum mit Küche ließ keine Wünsche offen.
Nachdem ich die Dusche, mit dem schönen heißen Wasser, genossen hatte und meine Wäsche auf der Leine, vor dem Haus, aufgehängt hatte, machte ich mich auf den Weg, den Ort zu erkunden. Auf dem Rückweg kaufte ich mir im Dorfladen noch etwas Proviant für mein Abendessen. Wieder an der 'Gite' angekommen, setzte ich mich vor dem Haus in die Nachmittagssonne und ruhte mich aus. Nach dem Abendessen, gegen 19:30Uhr, kam eine junge Frau und kassierte 12,-Euro für die Übernachtung. Ich war diesmal nicht alleine in der 'Gite'. Drei deutsche Wanderer waren vor mir schon hier und hatten sich häuslich eingerichtet.
Ich schrieb noch etwas in mein Tagebuch und ging dann früh schlafen.
Gegen 7:30Uhr hatte ich gefrühstückt und alles zusammengepackt. Der Weg Richtung 'Orto' war unterhalb der 'Gite' ausgeschildert und führte über eine schmale, asphaltierte Straße abwärts, am Bach entlang.
Als ich an einer keinen Kläranlage ankam, an der die Straße endete und ein schmaler Pfad geradeaus im Gestrüpp verschwand, wurde ich stutzig. Es musste hier irgendwo eine Abzweigung rechts über den Bach geben. Anscheinend hatte ich mich so auf die geradeaus verlaufende Straße konzentriert, dass ich den Abzweig verpasst hatte. Ich musste also zurück und wieder aufwärts Richtung 'Guagno'. Kurz vor dem Ort, an einem Baum, fand ich einen Wegweiser mit der Aufschrift 'Orto'. Es hat schon Vorteile, wenn man mit offenen Augen durch die Welt läuft. Ich war froh jetzt auf dem richtigen Weg zu sein und wanderte durch den Wald, stetig aufwärts, Richtung 'Orto'.
Wegweiser sind hier nicht oft zu finden |
'Orto' |
Auf einer Höhe von 749m wendet sich der Weg nach Norden und verläuft abwärts in ein Tal. Hier ging es weiter über eine Brücke auf die andere Flussseite und wieder aufwärts durch den Wald bis 'Orto'.
Um 9:45Uhr erreichte ich das malerisch gelegene Bergstädtchen. Am Dorfbrunnen machte ich Pause, füllte meine Wasserflasche und genoss die tolle Aussicht. Die letzte Wegmarkierung sah ich am Ortsanfang. Später im Ort habe ich keine Wegweiser gefunden und weil ich auf eine weitere Suche keine Lust hatte, entschloss ich mich um 10:15Uhr für den direkten Weg nach 'Guagno-les-Bains' über die Straße. Diese Entscheidung war ein Fehler, wie sich später herausstellte. Normalerweise hatte ich vor, von 'Orto' nach 'Soccia' zu laufen. Als ich gegen 11:15Uhr in 'Guagno-les-Bains' ankam, machte ich mich auf die Suche nach einem Hotel, einem Restaurant oder einer Bar. Das einzige Hotel, an der Therme, war noch im 'Winterschlaf'. Hier im Ort gab es keine Möglichkeit zum Übernachten, es war alles wie ausgestorben. Ich setzte mich auf eine Bank und stärkte mich mit einem Müsliriegel. In 'Soccia' wäre ein Hotel, aber zurücklaufen wollte ich nicht. Ich hätte doch lieber in 'Orto' nach dem Weg nach 'Soccia' suchen sollen und dann dort im Hotel übernachtet.
'Guagno-les-Bains' |
schöne Erfrischung am Straßenrand |
'Letia-St.Martin' |
fix und fertig, kurz vor 'Renno' |
Nach der Pause machte ich mich auf den Weg, den orangen Markierungen folgend, Richtung 'Letia'. Auch hier gab es keine Möglichkeit zu übernachten. Kein Restaurant, kein Geschäft. Ziemlich erschöpft musste ich weiter laufen, wieder bergauf, Richtung 'Renno'. In 'Renno' soll es eine Gite d'etape geben...
Der Pfad führte immer weiter aufwärts bis zu einem Bergrücken, wo riesige Findlinge liegen.
wie kommen die Steine auf den Berg??? |
Im Hintergrund ist das Etappenziel, 'Renno' zu erkennen |
Bald wurde der Blick auf 'Renno' frei. In einem weiten Bogen führte der Weg auf gleicher Höhe nach 'Renno', wo ich um 18:00Uhr ankam. Ich freute mich jetzt endlich mein wohlverdientes Nachtquartier zu beziehen. Es gab aber keins. Hier in 'Renno' war auch alles 'tote Hose'. Laut meinen Informationen sollte man im Rathaus eine Gite mieten können. Das Rathaus hatte aber zu und keiner war da. Einige Häuser weiter sprach ich eine Frau an, die zum Glück etwas englisch konnte. Hier in 'Renno' gäbe es sonst keine Möglichkeit zu übernachten, sagte sie und der nächste größere Ort wäre 'Vico'. Dort gäbe es Hotels, Geschäfte und Restaurants. Aber 'Vico' war noch weit. Die Strecke zu Fuß zu gehen kam für mich nicht mehr in Frage und zum Glück schaffte ich es, mit Hilfe der netten Frau, einen Mann zu überreden, mich in seinem Lieferwagen, mit nach 'Vico' zu nehmen. Weil der freundliche, ältere Herr schon einen Beifahrer hatte und das Auto nur zwei Sitze besaß, quetschte ich mich, mit meinem Rucksack, hinten auf die Ladefläche. Besser schlecht gefahren, als gut gelaufen!
Hotel 'u Paradisu' in Vico |
Ich war froh, als ich hier in 'Vico' im Hotel 'u Paradisu' mein Quartier hatte und unter der Dusche stand. Für 75,-Euro bekam ich ein schönes Zimmer mit Dinner und Frühstück. Beim Abendessen erfuhr ich vom Kellner, dass morgen früh um 8:30Uhr, von 'Vico' aus, ein Bus nach 'Ajaccio' fahren würde. Nach dem reichhaltigen Dinner und einem kleinen Stadtrundgang, war ich gegen 21:00Uhr wieder in meinem Zimmer, stellte meinen Handy-Wecker und ging schlafen.