Dieses Jahr probierte ich eine, für mich, ganz neue Art von Korsikareise aus. Ich wollte, nur ausgestattet mit meinem Rucksack, ohne Auto, nur zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln die Insel erleben.
Seit diesem Sommer gibt es eine Direktflugverbindung von Köln-Bonn nach Bastia. Germanwings bietet diesen Flug, zweimal in der Woche, Dienstags und Samstags, sehr preiswert an. 158,- Euro habe ich für Hin- und Rückflug bezahlt, inkl. aller Gebühren.
Am Dienstag, den 27.06.2006 11:00Uhr startete der A319 in Köln-Bonn. Nach 90 Minuten landeten wir in Bastia.
Im Gegensatz zu früheren Anreisen, die sich immer über ca. zwei Tage hinzogen (1000km Autofahrt, Stau, 6 Std. Fähre, Wartezeit usw.) war diese Art Korsika zu erreichen für mich so beeindruckend, dass ich es kaum fassen konnte, als ich gegen 13:00Uhr vor dem Flughafen in Bastia-Poretta stand und meine Tour startete.
Bei bestem Wetter machte ich mich auf den Weg zur nächsten Bahnhaltestelle. Immer der Straße entlang ca. 3-4km bis Grocetta-Lucciana. Es war heiß und mein Rucksack (17-18kg) sorgte dafür, dass ich schweißtriefend am 'Bahnhof' ankam.
Hier an der 'Bedarfshaltestelle' der Korsischen Eisenbahn wartete ich auf den Zug Richtung Casamozza. Um 15:00Uhr kam der Schienenbus und in ein paar Minuten war ich in Casamozza.
Hier kaufte ich für 6,90 Euro ein Ticket nach Corte. Pünktlich um 15:45Uhr fuhr die Bahn hier in Casamozza ab und um 17:10Uhr erreichte ich, nach recht angenehmer Fahrt, Corte.
Hier in Corte, am Tavignano gibt es eine Gite d'Ètape mit Campingplatz. Sehr ruhig gelegen, nur zu Fuß zu erreichen, liegt dieser einfache, preiswerte Platz etwas oberhalb des Tavignano, gegenüber der Zitadelle im Wald.
Es war sehr schwül, ich schwitzte wie Sau, und als ich mein Zelt aufgebaut hatte, war ich froh als ich unter der Dusche stand.
'Gite d'Ètape u Tavignano' |
Direkt hinter der Gite gibt es einen ruhigen, einfachen Zeltplatz im Wald |
In Corte ging ich etwas einkaufen und machte mich dann auf den Weg zum Tavignano. Ein schmaler Pfad führt den Bach entlang, aufwärts an schöne ruhige Badestellen.
Bis zum späten Nachmittag genoss ich die Sonne, die herrliche Landschaft und besonders das kühle Wasser.
Am Abend zahlte ich auf dem Campingplatz meine Zeche (12,- Euro für zwei Übernachtungen) und gönnte mir noch ein korsisches Bier.
Um 6:30Uhr war ich startklar zur ersten Etappe meiner Wanderung. Das Wetter war top. Der gut markierte Einstieg zum Wanderweg war schnell erreicht. Er liegt hinter der Zitadelle am Parkplatz, oberhalb des Tavignano. Den orangen Markierungen folgend, verläuft der Pfad stetig aufwärts immer oberhalb entlang des Tavignano.
Hier zweigt ein Weg ab, hinunter zum Tavignano |
Nach ca. 1/2Std. kommt eine Stelle, an der man zum Bach absteigen kann.
Blick zurück nach Corte |
Gegen 7:30Uhr erreichte ich im 2. Taleinschnitt die alte Hütte am Bach. Hier machte ich Pause und genoss das kühle Nass.
Die Erfrischung tut gut |
Hier ist der Weg 'gepflastert' |
Um 8:40Uhr war ich an der Tavignanobrücke. Erstaunt stellte ich fest, dass die alte Hängebrücke durch eine feste Brücke ersetzt wurde.
Die kleine Quelle, rechts oberhalb, vor der Brücke, war unverändert. Hier zapfte ich mir kühles Wasser. Unterhalb der Brücke machte ich ausgiebig Badepause.
Brücke über den Tavignano |
Quelle direkt an der Tavignanobrücke |
11:20Uhr: Es ging weiter auf der anderen Bachseite. In Serpentinen stets aufwärts durch den Wald. Nach ca. 1,5Std. kam ich im 2. Taleinschnitt an der Bachquerung zu der kleinen unmarkierten, unscheinbaren Quelle. Ein dünnes Metallrohr kommt links oberhalb der Bachquerung aus dem Boden. Von hier aus war ich in etwa einer Stunde um 14:10Uhr an der Segahütte.
Refuge de Sega |
Es war noch schön leer hier, so dass ich mir einen schönen Zeltplatz aussuchen konnte. 4,- Euro kostete hier die Übernachtung. Es gibt eine neue Kochstelle für die Camper, mit Tischen und Bänken.
neue Küche für Camper |
schöne Badestelle etwas oberhalb der Hütte |
Den Nachmittag verbrachte ich am Bach an einer schönen Badestelle. Das Wasser war ziemlich kühl.
7:45Uhr: Startklar zur nächsten Etappe. Der orange markierte Weg führt zunächst durch Wald stets bergauf. Im unteren Bereich sorgen einige Bäche für Erfrischung.
Rast auf halber Strecke zur 'Bocca Arinella' |
Wasserstelle an der 'Bergerie de Boniacce' |
Um 9:00Uhr erreichte ich die 'Bergerie de Boniacce'. Hier gibt es eine Wasserstelle.
Blick nach Osten ins Tavignanotal |
Nach einer kurzen Pause ging es weiter aufwärts bis zu einer staubigen, holprigen Fahrstraße. Hier gibt es Schilder und ich hielt mich links, den orangen Markierungen folgend, Richtung Casamaccioli. Gegen 10:00Uhr war ich an der 'Bocca a Croce' auf 1602m. Vom Gipfelkreuz hat man einen Topblick über das Niolo und den Stausee von Calacuccia. Im Hintergrund: Die Bergkette mit den höchsten Bergen Korsikas (Monte Cinto 2706m, Paglia Orba 2525m).
'Bocca a Croce' (1602m). Im Hintergrund links 'Paglia Orba', rechts 'Monte Cinto' |
Blick über die 'Niolo'- Hochebene zum Stausee von Calacuccia. Im Hintergrund der Monte Cinto (2706m) |
Weiter ging es um 10:25Uhr über den Bergrücken in süd-westlicher Richtung bis zur Abzweigung nach Casamaccioli/Albertacce. Ab hier ging es nur noch abwärts durch den Wald.
Abzweig Richtung 'Casamaccioli' |
Um 12:00Uhr kam ich in Casamaccioli an und machte am Dorfbrunnen ausgiebig Pause. Weiter ging es Richtung Albertacce zuerst über die Straße zum Stausee, dann über die Golobrücke wieder links in den Wald bis nach Albertacce, wo ich gegen 14:30Uhr ankam.
'Casamaccioli' |
Blick von 'Albertacce' zurück zur 'Bocca Arinella' |
endlich, 'Albertacce' ist erreicht |
Die erste Bank im Schatten war Meine. Von hier hatte ich einen tollen Blick zurück zur 'Bocca Arinella' und 'Bocca a Croce', wo ich vor einigen Stunden noch die Aussicht genoss.
Mein Etappenziel, die Gite d'Ètape von Albertacce, lag am anderen Ende des Dorfes. Vorbei an einer Bar, einem Laden und einem Restaurant erreichte ich die Gite. Es war keiner da. Zwei Betten waren belegt mit Schlafsäcken, Schuhe und Rücksäcke standen davor. Ich packte meine Sachen aus, reservierte mir ein Bett und ging duschen. Kurze Zeit später kamen meine zwei Mitbewohner, Bert und Lisbeth aus Belgien. Die beiden hatte ich schon an der Segahütte getroffen. Nach dem ich etwas gegessen hatte, ging ich ins Dorf und schaute mich um. In der Bar bestellte ich mir was zu trinken, als das WM-Spiel Deutschland-Argentinien begann. Das ließ ich mir nicht entgehen und machte es mir vor dem Fernseher gemütlich. Deutschland hat gewonnen.
Nach dem Spiel, zurück in der Gite machte ich mir noch was zu essen, bezahlte 12,- Euro für die Übernachtung und ging schlafen.