7:00 Uhr, nach einer angenehmen Nacht und einem guten Frühstück war ich startklar zur nächsten Etappe. Es war windig. Der Weg verlief in nordöstlicher Richtung steil bergauf. Das Gelände wurde offener, der Wind nahm zu und das Laufen wurde schwieriger. Je höher ich kam, je mehr die Sicht nach Westen frei wurde, umso stärker wurde der kalte Westwind.
Ich kramte meine warme Fleecejacke aus dem Rucksack und zog meine lange Hose an. Ich fror immer noch. Der Wind ging durch und durch. Eine Mütze hätte ich gebraucht, hatte aber keine dabei. Aus einem Tempotaschentuch rollte ich mir kleine Ohrstöpsel und wollte damit meine Ohren schützen. Das hat auch kurze Zeit geholfen, bis mir der Wind die Stöpsel aus den Ohren blies.
Der GR 20 wechselt von der Ostseite des Kamms auf die Westseite. Hier war es fast nicht mehr möglich zu laufen. Mit meinem Rucksack bot ich dem Wind eine ziemlich große Angriffsfläche. Mehrmals stießen mich die starken Windböen fast vom Weg und ich musste mich regelrecht weiter vorwärts kämpfen. Ich hatte Mühe meine Wanderstöcke unter Kontrolle zu halten. Sie wurden immer zur Seite geweht, deshalb packte ich die Stöcke in den Rucksack und konnte so an den steileren Stellen auf 'allen Vieren' besseren Halt finden. Zwischendurch suchte ich mir hinter Felsvorsprüngen Schutz und machte kurz Pause. Weiter ging es über den Kamm, der Wind war unerträglich. Irgendwie habe ich es dann geschafft. Der GR 20 wechselte später auf die Ostseite des Kamms. Hier war es windgeschützter. Als es dann schließlich abwärts ging und der Wald erreicht war, konnte der Wind nichts mehr ausrichten. Das war echt ein Horrortrip.
Vorbei an einer kleinen Bergerie mit Quelle verläuft der GR 20 durch Wald und um 10:20 Uhr erreichte ich auf 1525m den 'Col de Laparo'.
'Col de Laparo' auf 1525m |
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windgeschützte Stelle |
Hier oben auf dem Pass wurde der Blick nach Westen frei und der Wind war wieder da.
An einer geschützten Stelle machte ich eine Rast und entschied mich, den GR 20 hier zu verlassen und eine Variante zu nehmen. Der Wind war mir einfach zu stark um weiter über den Kamm zur 'Prati-Hütte' zu wandern. Immerhin geht es da bis ca. 2000m hoch.
Hier am 'Col de Laparo' besteht die Möglichkeit, sowohl nach Osten als auch nach Westen abzusteigen. Ein schmaler Pfad führt vom Pass nach Westen in Kehren abwärts durch den Wald.
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'Chapelle de Saint Antoine' |
Auf 1149m kommt man zur 'Chapelle de Saint Antoine'. Hier an der kleinen Kapelle hält man sich rechts und erreicht einen breiten Forstweg, der hin und wieder rote Markierungen aufweist. Diese Variante verläuft in nördlicher Richtung zwischen dem Kamm und der Straße D69 durch den 'Foret de Saint Antoine'.
Es begegnete mir kein Mensch, umso mehr war ich überrascht, als mich plötzlich ein Auto überholte und anhielt. Ein freundlicher Forstaufseher begrüßte mich und fragte wo ich denn hin wolle. Zum 'Col der Verde' antwortete ich und fragte ihn wie weit es noch sei. Etwa fünf km wären es noch. Er wünschte mir eine gute Zeit und fuhr weiter.
Der breite Weg ließ sich zwar gut laufen, aber er nahm kein Ende. Unterwegs gab es einige Quellen am Wegrand, wo man sich erfrischen konnte.
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'Col de Verde' 1289m |
Es war 15:00 Uhr als ich den 'Col de Verde' auf 1289m erreichte.
Hier am Pass gibt es einen großen Parkplatz und ein kleines Restaurant. Ich war froh als ich saß. Ein Cafe`au lait und ein Sandwich Fromage machten mich wieder fit.
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Restaurant am 'Col de Verde' |
Für 11,- € reservierte ich mir einen Übernachtungsplatz in der Hütte. Es besteht auch die Möglichkeit zum Zelten, jedoch war mir die Hütte lieber, besonders wegen den, hier herum streunenden, Schweinen.
Die Hütte war OK. Kaum was los hier. Sogar zwei richtige Toiletten und warme Duschen gibt's hier. Wunderbar.
Am Abend kam noch ein französisches Pärchen, mit denen ich im Restaurant zu Abend aß.
Ich hatte zwar nicht reserviert, aber es war noch ein Platz frei und so kam ich in den Genuss eines wirklich tollen Abendessens. Das kleine Restaurant war voll, alle Tische waren belegt. Das Feuer im Kamin brannte und das Tagesmenü begann mit einem Salatteller mit Tomaten, Grünem Salat, Gurken, Thunfisch, Oliven und Mais, dazu Brot. Der Hauptgang wurde frisch am Feuer zubereitet. Es gab frisch gegrillte Schweinesteaks, die zusammen mit Kartoffelgratain gereicht wurden. Der Geschmack des Fleisches mit den Kräutern war einfach umwerfend. Anschließend gab es Käse und zum Nachtisch Schokoladenkuchen. Der Rotwein und der Kaffee danach rundeten das Essen erst richtig ab. Das Essen war super und die 16,- € voll angemessen.
Satt und zufrieden ging ich schlafen und hatte eine ruhige Nacht.
Refuge |
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eines von mehreren Haustieren |
5.Tag Sonntag, 22.08.2004
7:30 Uhr, nach dem Frühstück verließ ich den 'Col de Verde' und folgte dem GR 20 durch den Wald in westlicher Richtung. Es ließ sich angenehm laufen durch den Wald, vorbei an riesigen Bäumen zum 'Col de la Flasca' auf 1430m. Durch mehrere Taleinschnitte, mehrere Bäche kreuzend, geht es immer durch Wald nordwärts zum 'Plateau Gialgone' auf 1590m.
Weiter geht es, später leicht bergab bis zur Straße D169 auf 1350m. Hier links die Straße entlang und hinter der Brücke über den Casso zweigt der GR 20 wieder links in den Wald ab und steigt steil an. An der 'Bergerie de Traggette' vorbei, noch ein kurzes Stück bergauf und man verlässt den Wald. Bald wird der Blick frei auf die 'Capannelle-Hütte'.
kurz vor der 'Bergerie de Traggette' |
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Blick auf die Capannelle-Hütte |
Refuge |
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13:00 Uhr: Ankunft an der 'Capannelle-Hütte' auf 1642m.
Oberhalb des Restaurants liegt die kleine Hütte. Hier war es noch schön leer und ich reservierte mir einen Platz.
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Walddusche |
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Hinter der Hütte im Wald gibt es eine Dusche der besonderen Art, die ich auch gleich ausprobierte. Schön kalt.
Wieder frisch setzte ich mich auf die Sonnenterrasse des Restaurants und genoss einen Cafè au lait und ein Stück Kastanienkuchen. Hier ließ sich schön dem regen Treiben zuschauen. Dieser Ort ist ein beliebtes Ausflugsziel für viele Tagestouristen, die hier mit dem Auto hinauf kommen.
Am Abend gönnte ich mir im Restaurant eine 'Soupe Corse', das billigste der drei Menüs. Es war eine Terrine Gemüsesuppe, die mit 10,- € nicht ganz billig war, schmeckte aber ganz gut.
6.Tag Montag, 23.08.2004
7:00 Uhr, die Nacht war sehr ruhig. Ich war ganz alleine in der Hütte und nach meinem Müslifrühstück machte ich mich auf den Weg zur letzten Etappe.
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'Foret de Ghisoni' |
letzte Etappe nach Vizzavona |
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Blick in die aufgehende Sonne |
Der GR 20 verläuft durch Wald ohne große Höhenunterschiede, sehr angenehm zu laufen. Hinter der 'Bergerie d'Alzeta', hier gibt es kühles Wasser, geht es wieder aufwärts bis zur 'Bocca Palmente'.
'Bergerie d'Alzeta' |
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Pause am 'Col de Palmente' auf 1637m |
Hier am Pass auf 1637m hat man einen fantastischen Ausblick zur Ostküste und auf den 'Monte d'Oro'.
Tolle Sicht zur Ostküste |
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Majestätisch der 'Monte d'Oro' |
Quelle unterhalb vom 'Col de Palmente' |
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Nach einer Pause ging es weiter, und zwar nur noch abwärts. Kurz hinter dem Pass, rechts am Weg, im Erlengebüsch, findet man eine markierte Quelle.
In Kehren bergab verläuft der Weg, bis bald der Wald erreicht ist. Immerweiter abwärts windet sich der GR 20 durch den 'Foret de Vizzavona' bis schließlich die ca. 650 Höhenmeter geschafft sind.
Endlich am Ziel |
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Restaurant 'de la Gare' |
12:00 Uhr: Ankunft in 'Vizzavona' auf 990m.
Es war noch früh, der Zug nach Corte sollte erst um 15:35 Uhr kommen, so hatte ich Zeit und konnte in Ruhe im Restaurant am Bahnhof zu Mittag essen.
Bahnhof mit Restaurant |
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Gegenüber vom Bahnhof, im 'De la Gare', kann man schön draußen, unter alten Linden, sitzen. Hier wartete ich bei einem Cafè au lait auf meinen Zug und schrieb mein Tagebuch. Wer in 'Vizzavona' übernachten will, der kann das hier im 'De la Gare' im Refuge.
Bahnhof |
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Pünktlich um 15:35 Uhr fuhr der Zug ab und um 16:30 Uhr war ich in Corte.
Hier endete meine Wandertour 2004. Meine Familie holte mich am Bahnhof ab und wir fuhren nach Aleria, wo wir unseren restlichen Urlaub verbrachten.