zurück || Home || Kontakt || Impressum/Datenschutz/Disclaimer

Dreitagestour durch das Tavignanutal.




Ausgangspunkt meiner diesjährigen Wanderung war Corte. Vom Parkplatz hinter der Citadelle startete ich am 27.07.2002 um 07:00 Uhr. Der Einstieg ins Tavignanutal ist etwas oberhalb des Parkplatzes. Ein großer hölzener Wegweiser weist dem Wanderer den Weg.

Einstieg ins Tavignanutal

Die Sonne war noch hinter den Bergen und die Temperatur noch sehr angenehm. Der Weg verläuft leicht ansteigend auf der orographisch linken Seite des Tales. Oberhalb des Tavignanu, den orangen Markierungen folgend, wandert man angenehm talaufwärts. Langsam kommt die Sonne über den Bergen zum Vorschein. Es gibt kaum Schatten hier oben. Der hauptsächlich durch Maccia verlaufende Pfad gibt immer wieder die schönsten Blicke ins Tal frei. Ständig huschen Eidechsen über den Weg und hin und wieder trifft man auf eine Kuh, die im dornigen Gestrüpp nach Fressbarem sucht.
Nach ca. einer Stunde Gehzeit kommt man zu einem Bach der durch einen Taleinschnitt von Norden herab zum Tavignanu fließt. Hier am Bach kann man sich, nach dem schattenlosen ersten Abschnitt, mit herrlich kühlem Wasser erfrischen. Direkt am Bach steht, unter alten Kiefern, eine verlassene Hütte, vor der einige Biwakplätze sind.
Nach kurzer Pause ging es weiter, immer ansteigend, oberhalb des Tavignanus entlang. Langsam wird das Tal immer enger. Tolle Blicke hinunter zum Bach und auf die beeindruckende Bergwelt machen das Laufen zum Vergnügen. Um 09:00 Uhr erreichte ich die Hängebrücke. Rechts, oberhalb des Weges, direkt an der Brücke gibts eine Quelle. Hier füllte ich meine Wasserflasche und begutachtete die abenteuerlich aussehende Brücke.

Hängebrücke über den Tavignanu

Die aus ein paar Stahlseilen und ein paar Brettern bestehende Hängebrücke ließ sich sicher überqueren. Auf der anderen Seite angekommen, zweigt links ein Pfad ab, der runter zum Bach führt. Direkt unter der Brücke ist eine schöne Badegumpe. Ich suchte mir eine schöne Stelle etwas weiter unterhalb und machte ausgiebig Pause. Nach zweitem Frühstück und nach angenehmem Sonnenbad ging es weiter.
Durch Wald verläuft der Weg in Kehren weiter das Tal aufwärts. Immerwieder die tollsten Ausblicke. Tief unten im Tal der Tavignanu mit seinen dunkelgrünen Gumpen. Der Weg entfernt sich an zwei Stellen von seiner allgemeinen Richtung und wendet sich zuerst nach Süden, in zwei Taleinschnitte, dann wieder zurück ins Tavignanutal. Im zweiten Taleinschnitt, findet man links oberhalb der Bachquerung eine Quelle. Auf und ab geht es auf dem angenehm schattigen Waldweg. Immerwieder sieht man Spuren von Waldbränden und Blitzeinschlägen. Riesige entwurzelte Bäume, die zum Teil den Weg versperren, deuten auf die Naturgewalten hin, die hier herrschen.
Ohne großen Höhenunterschied geht es jetzt weiter, immer durch Wald, in westlicher, später in südwestlicher Richtung. Jetzt kommt man langsam dem Tavignanu wieder näher. Der Weg führt vorbei an schönen Badestellen und läd immer wieder zum Rasten ein. Gegen 11:30 Uhr erreichte ich die Sega-Hütte. Zuerst kommt man zu der alten Hütte, die dieses Jahr geschlossen ist. Es gibt nur noch Biwakplätze rund um die Hütte. Eine neue, große Hütte befindet sich auf der anderen Seite des Tavignanu.

Refuge de Sega
neueröffnete Refuge

Über eine Brücke gelangt man zu der neueröffneten Sega-Hütte. Hier gibt es auch einige Biwakplätze im Wald. Die Hütte ist toll ausgestattet und bietet für 9,- Euro einen Schlafplatz. Für die Biwaknacht muß man 3,50 Euro bezahlen. Kocher, Waschbecken, Duschen und Toiletten sind auch für die Camper vorhanden. Wer sich nicht selbst verpflegt, kann hier sogar Frühstück und Essen bekommen. Getränke, vom Bier bis zum Wein, vom Kaffee bis zur Cola, sind hier zu bekommen. Aber teuer.
Ich suchte mir einen schönen, ebenen Biwakplatz und baute mein Zelt auf. Den Rest vom Tag verbrachte ich am Tavignanu. Hier gibts es die schönsten Badegumpen. Das Wasser ist kühl und klar hier oben, und das Schwimmen in einer solchen Umgebung ist einfach super. Am Abend kochte ich mir meinen 'Globetrotter-Lunch'. Es waren mittlerweile fast alle Biwakplätze belegt. Satt und müde ging ich früh schlafen.

28.07.2002 06:30 Uhr, ich hatte alles zusammengepackt, gefrühstückt und war startklar zur nächsten Etappe. Es ging durch Wald, den gelben Markierungen folgend, auf einem angenehm zu laufenden Weg. Vorbei an einem Wasserfall schlängelt sich der Pfad langsam aufwärts.

Blick zurück in die aufgehende Sonne,
nach dem ersten steilen Aufstieg

Der Weg entfernt sich immer mehr vom Tavignanu. Vorbei an riesigen Kiefern geht es über eine Anhöhe. Der Berg wird westlich umgangen und im weiten Bogen wendet sich der Pfad wieder Richtung Südosten. Von hier oben wird ein toller Blick frei ins obere Tavignanutal.

Oberes Tavignanutal

Von der Anhöhe geht es, vorbei an großen Steinmännchen, wieder abwärts und der Weg verläuft parallel zum Tavignanu. Die Landschaft hat sich verändert. Über steinige Weideflächen führt der Pfad ohne große Steigungen immer bachaufwärts. An einigen Stellen kreuzt ein kleiner Bach den Weg und an solchen feuchten Stellen hat sich Erlengebüsch entwickelt. Kleine Wälder aus alten knorrigen Buchen müssen durchquert werden und bieten angenehmen Schatten.
Auf ca. 1450m kommt man an die Stelle wo der Weg den Tavignanu kreuzt. Hier lässt sich wunderbar Pause machen. Der Bach fließt hier über glattgeschliffene Felsen. Das klare Wasser sammelt sich in kleinen und größeren Felsbecken.
Nach ausgiebiger Mittagspause und erfrischendem Bad verließ ich an dieser Stelle den Weg. Ich folgte dem Bachlauf in westlicher Richtung. Mehr oder weniger querfeldein ging es, teils durch Wald, teils direkt am Bach über dicke Steine, immer bachaufwärts. Etwa auf 1590m stieß ich, auf der orographisch rechten Bachseite, auf den GR20. Schon aus der Entfernung waren die Unterhaltungen der zahlreichen GR20-Wanderer zu vernehmen.
Ich folgte den weiß-roten Markierungen des GR20 in nordwestlicher Richtung. Der bekannte Fernwanderweg ist gerade jetzt in der Hauptsaison sehr stark frequentiert. Ganze Wandergruppen und jede Menge Einzelwanderer kamen mir entgegen.

Auf dem GR20 mit dem Rotondomassiv
im Hintergrund

Die Strecke wird jetzt steiler und steiniger. Bis auf über 1700m steigt der Weg an. Nach dem Aufsteig wendet sich der GR20 nach Westen. Die Landschaft hat sich wieder verändert. Eine weite Hochebene breitet sich vor einem aus. Umrahmt von beeindruckenden Gebirgsformationen bietet diese Landschaft einen ganz besonderen Reiz. Der angenehm zu laufende Weg durchzieht eine Weidelandschaft, wo Pferde, Kühe und Schweine frei herumlaufen. Im weiten Bogen verläuft der GR20 Richtung Nordwesten weiter zum Lac de Nino.

Der GR20 kurz vor dem Lac de Nino

Gegen 12:30 Uhr erreichte ich auf 1743m den Lac de Nino, den Quellsee des Tavignanu. Es war Sonntag und hier oben war sehr viel Betrieb. Viele Tagesausflügler tummelten sich rund um den See. Der Lac de Nino ist wirklich einen Ausflug wert. Auf dem weichen Untergrund, rund um den See, kann man herrlich im Gras liegen und dem regen Treiben zu sehen.

Blick über den Lac de Nino
zum Rotondomassiv

Oberhalb am Erlengebüsch gibt es eine Wasserstelle und eine Infotafel.

Hier gibts frisches Trinkwasser

Den wohl schönsten Blick über den Lac de Nino weiter auf das Rotondomassiv hat man vom Col de Stazzona. Am nördlichen Ufer vorbei, dem mit Steinmännchen markierten Weg folgend, hat man den tollen Aussichtspunkt schnell erreicht.

Vom Col de Stazzona toller Blick
auf die Paglia Orba (links),
und den Monte Cinto (rechts)

Richtung Norden hat man vom Col de Stazzona einen Wahnsinnsblick über das Golotal auf die 'grande Barrier' mit ihren bis über 2700m hohen Gipfeln.

Blick vom Col de Stazzona
auf den Lac de Nino

Der Weg zurück ging vorbei an vielen kunstvoll errichteten Steinmännchen wieder hinunter zum Lac de Nino. Ursprünglich wollte ich hier am See übernachten. Weil hier aber das Campieren verboten ist, und es noch früh am Nachmittag war, beschloß ich, mich auf den Rückweg zu machen.
Ich nahm einen anderen Weg. Dazu überquerte ich am Ausfluß des Sees den Tavignanu und folgte dem Weg auf der linken Seite des Baches. Der Weg verläuft, vorbei an der Bergerie des Inzecche, ohne große Höhenunterschiede, auf ca. 1700m, oberhalb des Tavignanus und oberhalb des GR20. Diese Variante wird ganz wenig genutzt. Im weiteren Streckenverlauf wird es immer schwieriger die wenigen Markierungen zu finden. Teilweise durch Erlengebüsch ging es und ich suchte immer wieder nach den Steinmännchen, die oft kaum zu erkennen waren. Im weiteren Verlauf wendet sich der Weg Richtung Nordosten ins Tavignanutal. An dieser Stelle ein letzter Blick auf den weit unten verlaufenden GR20, der sich Richtung Refuge de Manganu dahinzieht. Wenn man weiß wo man suchen muß, lässt sich die Hütte ganz klein im Hintergrund erkennen.
Nach Steinmännchen suchend folgte ich immer weiter dem kaum noch erkennbaren Pfad. Die Abstände der Markierungen wurden immer größer. In der Nähe der Bergerie de Ceppu sollte, laut Karte, eine Abzweigung herunter zum Tavignanu existieren. Natürlich fand ich keine Abzweigung. Ich fand auch keine Steinmännchen mehr. Durch unwegsames Gelände suchte ich mir einen eigenen Weg hinunter zum Bach. Der steile, steinige Abstieg war sehr anstrengend. Ich war froh, als ich wieder den normalen Weg erreichte, der mir vom Hinweg noch vertraut war.
Die Sonne war hinter den Bergen verschwunden und als ich auf der Berghöhe einen schönen Platz entdeckte, entschloß ich mich hier die Nacht zu verbringen. Bis zur Segahütte war es noch ein ganzes Stück und ich war ziemlich fertig, so war ich froh als ich in meinem Zelt lag. In der Nacht wurde ich von einem Geräusch geweckt. Beunruhigt versuchte ich im Dunkeln der Ursache auf den Grund zu gehen. Es war nur eine Kuh, die genüsslich direkt neben meinem Zelt graste. Irgendwann war die Kuh satt und verzog sich in den Wald. Die restliche Nacht verlief ruhig.

29.07.2002
Ausgeschlafen machte ich mich bei Sonnenaufgang auf den Weg abwärts, Richtung Segahütte. Kurz vor der Hütte kamen mir schon die ersten Wanderer entgegen, die ihre Etappe Richtung Südwesten begannen. Als ich an der Hütte gefrühstückt und mir die Zähne geputzt hatte ging es weiter über die Brücke bachabwärts Richtung Corte. Gegen 09:45 Uhr überquerte ich die Hängebrücke und gegen 12:30 Uhr erreichte ich ziemlich erschöpft Corte. Das letzte Stück bis Corte zieht sich ganz schön in die Länge. Besonders die Hitze machte mir, bei dieser schattenlosen Etappe, zu schaffen.
Alle Qualen sind schnell vergessen, sitzt man erstmal im Straßencafè am Place de Paoli, bei einem kühlen Getränk und einem stärkenden Mittagessen.

Wiedermal war eine wunderschöne Wandertour zu Ende. Ich freue mich schon jetzt auf weitere Wanderungen, die ich irgendwann hier in dieser herrlichen korsischen Bergwelt unternehmen werde.


Seitenanfang
Zuletzt geändert am 23.01.2023